Filminfo


Roger and Me

Als das amerikanische Money-Magazin seine Heimatstadt Flint, Michigan, zur Stadt mit den schlechtesten Lebensbedingungen kürte, war dies für den Journalisten und Filmemacher Michael Moores 1989 der Anlass, einen der erfolgreichsten Dokumentarfilme aller Zeiten zu drehen: Roger & Me. Titel gebend ist Moores dreijährige Odyssee, Roger Smith, den Vorstandsvorsitzenden von General Motors, zum Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen und dessen Folgen in Flint vor der Kamera befragen zu können. Trotz Rekordgewinnen hatte General Motors, der Hauptarbeitgeber der Stadt, in den 80er-Jahren mehrere Werke in Flint geschlossen und damit die soziale Verelendung der Stadt und ihrer Bewohner herbeigeführt. Alle Versuche, andere Industrien anzusiedeln, scheiterten. Mit beißendem Zynismus schildert Moore -- ohne dabei das reale Elend auszusparen -- die Schicksale der Bewohner der Stadt, die sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlagen. Einige versuchen, sich mit Gelegenheitsjobs durchzuschlagen, andere verdienen jetzt als Gefängniswärter ihren Lebensunterhalt. Eine Frau verkauft Hasen, die sie im Garten züchtet -- wahlweise als Haustiere oder als Braten --, um ihre Familie zu ernähren. Einzig die lokalen Ordnungshüter können aufgrund der vielen Zwangsräumungen nicht über mangelnde Beschäftigung klagen. Der Film ist ein kleines Meisterwerk, wenn auch streng genommen nicht wirklich ein Dokumentarfilm, da Moore hemmungslos subjektiv ist und selbst eine wesentliche Rolle in seinem bitterbösen Anschlag auf das kapitalistische System spielt. Roger & Me wirft einen schockierenden Blick auf die Schattenseiten des amerikanischen Traums. Moores ironischer Blick für die skurrilen Details spart nicht an Humor, aber manchmal bleibt einem das Lachen auch im Halse stecken. Mit den Fakten nimmt es der unkonventionelle Filmemacher, der die Gewinne aus einem Bingo-Spiel in seinen ersten Film investierte, nicht immer so genau, aber das mindert das Vergnügen an der vor Sarkasmus nur so triefenden Realsatire nicht wirklich. Michael Moore, der für Bowling for Columbine mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, macht auch als erfolgreicher Buchautor von sich reden (Stupid White Men) und schuf die TV-Serien TV Nation und The Awful Truth.
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