Filminfo


The Big One

Spätestens seit dem Oscar für Bowling for Columbine ist Michael Moore auch in Deutschland kein Unbekannter mehr. Mit der zynischen Politsatire Roger & Me, seinem Erstlingswerk über die Umwälzungen in seiner Heimatstadt Flint, Michigan, machte Moore sich bereits 1989 einen Namen als unbequemer Zeitgenosse, der die gesellschaftlichen und politischen Zustände in Amerika kritisch hinterfragt und brillant komisch kommentiert. Moores zweiter Film, The Big One, begleitet den Filmemacher und Autor auf der Lesereise zu seinem ersten Buch, dem Bestseller Querschüsse - Downsize This!, durch den Mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Die Allmacht der Großkonzerne, ihre profitorientierte Politik des Gesundschrumpfens sowie die undurchsichtigen Seilschaften zwischen Politikern und Unternehmensvorständen sind die Themen, die Moore in The Big One ohne Rücksicht auf Verluste aufs Korn nimmt. Er entlarvt das angebliche Wirtschaftswunder im Amerika Mitte der 90er-Jahre als Propaganda der Wirtschaftsbosse und Funktionäre. Trotz Milliardengewinnen der Konzerne standen tausende von Menschen plötzlich auf der Straße, da die Unternehmen ihre Werke in Billiglohnländer wie Mexiko verlagerten. So versteht sich auch der Filmtitel als zynischer Kommentar auf diese Situation: Amerika solle sich in "The Big One" umbenennen und die Regierung aus Kostengründen ebenfalls nach Mexiko auslagern, schlägt Moore vor. Nichts und niemand ist vor ihm sicher: Treffsicher und pointiert zieht Moore als Anwalt der Entrechteten den Mächtigen die Maske vom Gesicht. Wie auch in Stupid White Men, Moores gnadenloser Abrechnung mit George W. Bushs Amerika, erweist sich der Autor und Regisseur als scharfzüngiger Realsatiriker. Doch sollte man seine Worte nicht immer auf die Goldwaage legen, denn in Moore steckt auch ein gnadenloser Polemiker, der sich seine Argumente so zurechtbiegt, wie es ihm am besten in den Kram passt. Teilt man seine Meinung, verzeiht man Moore diese hinterhältige Taktik nur zu gern -- zu unterhaltsam ist sein beißender Humor, zu ätzend sind die phänomenalen Wahrheiten, die er offen legt. Ein herrliches Vergnügen für alle Moore-Fans!
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